Vier Fragen an Dr. Michael Scheid

Seit Wochen beeinflusst die Corona-Pandemie das alltägliche Leben in Deutschland und auf der ganzen Welt. Dr. Michael Scheid, Leitender Arzt in der Chirurgie für angeborene Herzfehler im Herzzentrum Duisburg, gibt einen kleinen Einblick, inwieweit sein Bereich ebenfalls von Besonderheiten oder Einschränkungen betroffen ist.

Sind Kinder mit angeborenem Herzfehler per se „Risikopersonen“ bezogen auf Covid-19?
Das kann man pauschal nicht sagen. Wir handhaben es so, dass wir Kinder mit angeborenen Herzfehlern erst als Risikopersonen einstufen, wenn sie Symptome haben, Medikamente einnehmen müssen oder medizinische Hilfe benötigen.

Gibt es besondere Vorsichtsmaßnahmen speziell für Risikopatienten/-personen, die man zur Vorbeugung treffen kann?
Auch wir halten uns an die von der Politik empfohlenen Maßnahmen. Wir empfehlen unseren Patienten bzw. den Eltern die Händedesinfektion, das Meiden größerer Gruppierungen, Abstand halten und das Tragen von Schutzmasken. Risikopatienten sollten nach Möglichkeit zu Hause bleiben und Kontakte vermeiden.

Wie beeinflusst die Corona-Krise den Tagesablauf auf der Herzstation: Besuchsverbot, Operationen verschoben etc.?
Ein Besuchsverbot sprechen wir nicht aus, denn die Kinder brauchen ihre Eltern. Wir versuchen es so zu handhaben, dass jeweils immer nur ein Elternteil zu Besuch kommt – das kann natürlich abwechselnd geschehen, damit das Kind Mutter und Vater sehen kann – maximal in Ausnahmesituationen beide Elternteile und niemand sonst. Außerdem bringen wir nicht zwei Familien in demselben Zimmer unter, damit nicht zu viele Personen miteinander in Kontakt kommen. Momentan gelingt das ganz gut. Operationen, die keinen zeitlichen Aufschub zulassen, führen wir selbstverständlich durch. Eingriffe, die auch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden können, verschieben wir. Dadurch, dass wir auf diese Weise unser Programm reduziert haben, gelingt es uns besser, die Kinder zu isolieren. Wenn mal eine größere Lücke entsteht, dann ziehen wir ggf. eine OP vor, die wir nach hinten geschoben haben. Wichtig ist, dass wir alles etwas entzerren und nicht zu viele Patienten gleichzeitig auf der Station haben.

Können Kinder aus dem Ausland im Moment aufgenommen und operiert werden?
Ausländische Patienten, die sich bereits in Deutschland befinden, können selbstverständlich operiert werden. Erst kürzlich haben wir ein Kind aus Afghanistan operiert, das jetzt sicherlich noch einige Zeit in Deutschland verbringen muss, aber immerhin hat es die OP bereits hinter sich. Für andere Kinder und ihre Familien ist es derzeit problematisch, einzureisen. Wir hoffen alle im Sinne unserer Patienten, dass sich die Situation bald bessert.

Zitat

Johannes Terhürne